Samstag, 25. April 2009 / 10.40
bis 17.00 Uhr
Heute, oh
Wunder, bin ich eine Stunde früher vor Ort, aber wieder nicht die Erste. Vor
„meiner“ Höhle tummeln sich die Massen, denn der Mond soll verrückt werden, die
Großbild-Darstellung von Rainer Grassmuck am Felsen über der Höhle. Nach links,
damit Stefan Klinkigt seine Raketen-Skulptur anbringen kann. Wicze &
Wolfgang finden sich ein und Kai, der Kletterer beginnt von allen bestaunt, mit
dem Werk. Winfried legt letzte Hand an die Feuer-Skulptur, und unten, mitten im
kleinen Teich, platziert eine Bildhauerin, in eine riesige Anglerhose
gekleidet, ihre zarte feine Elfe zwischen den Seerosenblättern. Selbst Erhard,
der mich jedes Mal zur Arbeit bringt und auch wieder abholt, bleibt heute etwas
länger, um ein paar Fotos zu schießen.
Mich zieht
die Höhle magisch an, ich will jetzt wieder loslegen. Die Farben sind
angerieben und haben die Nacht in der Höhle gut überstanden, auch wenn sie von
einigen späten Besuchern als „Gulaschtöpfchen“ identifiziert wurden...!
Auf dem
ersten Vorsprung lebt seit gestern Urmutter „Pachamama“, auf dem zweiten
entsteht „Kali Ma“, die asiatische, hinduistische Variante. Sie gilt als eine
der ältesten Personifikationen der Großen Mutter, die dreifache Urgöttin, hat mehrere
Arme, trägt eine Kette aus Menschenschädeln und einen Rock aus Menschenarmen.
Trotz einiger schrecklicher Attribute wurde sie als Beschützerin der Menschen
und göttliche Mutter verehrt. Es heißt, das Trinken des Blutes der „Kali Ma“
verleihe Unsterblichkeit. Aus dem sehr alten Ritual ihr zur Ehren entstammt der
von den Katholiken für das Abendmahl entnommene Satz „Dies ist mein Blut“.
„Wo Felsen
sind, da sind auch Bilder“, sagt man in Australien, wo ich auch eine Urmutter
recherchieren konnte: „Kunapipi“, die große Regenbogenschlange,
Landverteilerin, die Ewig-Schwangere. Sie gilt als die Urmutter, die seit
Anbeginn der Schöpfung existiert. Noch heute wird sie von einigen Gruppen der
Ureinwohner als Allschaffende Schöpferin gehuldigt und im modernen
Sprachgebrauch „Dreamtime“ genannt. Die Felsenbilder sind die haltbare Vorlage
für die spätere Reproduktion auf Papier oder Baumrinde der Aborigines-Künstler.
Sollte ich mir vielleicht auch mal überlegen.....
Auf dem
vierten Vorsprung entsteht Oduduwa, Mutter von sechzehn Hauptgöttern, die
sechzehn Himmelsrichtungen und sechzehn Farben zugeordnet sind. Sie ist der
weibliche Teil des Weltelternpaares, die Urmutter, und formt mit ihrem Körper
die Erde. Ich kenne sie, die Große Mutter der Yoruba auf dem afrikanischen
Kontinent, habe sie bereits in meinem Götterbilder – Zyklus verewigt. Sie ist
schön!
Und
als letzte im Urmütter-Reigen auf dem fünften Vorsprung entsteht Gaia, die
vielbrüstige Mutter Erde, die aus ihrem Leib alles Leben gebärt und alles Leben
nährt. Griechisch „Erde“ war Gaia das erste Wesen, das dem Urchaos entsprang.
Gaia ist heute ein Synonym für die Interpretation der Erde als lebender
Organismus, Begrifflichkeit für das Ökosystem Erde.
Durch Gaia
konnte ich den Höhlenmalern hinterher spüren, die Vorsprünge, Furchen und
Felsformationen für ihre Darstellungen nutzten, um eine plastischere Wirkung zu
erzielen. Für den Kopf hatte ich eine vorstehende platte Fläche, für die
Vielbrüstigkeit kleine Felsvorsprünge, darunter eine zerklüftete Wand, die habe
ich nicht angerührt, man kann sie mit Phantasie als Rock sehen. Und ein Stein
war da im Boden, wie gemacht für den rechten Fuß. Für den linken habe ich einen
Stein dazu gelegt. Und ganz unten links von der Gaia gab’s noch ein Plätzchen
für das Siegel der Heva/Erde und der Isis/Mond.
Die gesamte rechte Höhlenseite ist besetzt mit
Urmüttern, die symbolisch für die 5 Kontinente, Amerika, Asien, Australien, Afrika
und Europa, stehen. Mein Appell an die Menschlichkeit, an den Frieden. |
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