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MALER  LATEIN

Mittwoch, 22. April 2009 / 11.30 bis 17.00 Uhr

 

Wie wahr, wie wahr! Schon Karl Valentin wusste bestens Bescheid: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“ Mir tun alle Knochen weh. Habe regelrecht geschuftet, die Höhle gewienert! Einer der Besucher meinte, das könne ich auch bei ihnen machen, da würde es genau so aussehen. Leider habe ich vergessen zu fragen, ob er denn in einer Höhle wohne.

 

Die Höhle besteht aus zwei Teilen. Man kann vom Eingang bis auf eine Rückwand schauen, dann geht es im 90Grad Winkel nach rechts, wo es stockdunkel ist. Im ersten Teil habe ich alle Wände mit einer Drahtbürste behandelt, Moos, Erde, grüne Ablagerungen entfernt und die Felswurzeln freigelegt. Nur einige aus dem Felsen wachsende Farne habe ich stehen lassen - die Zimmerpflanzen. Erhard hat mir eine Benzin-Lampe installiert. So hatte ich prima Licht. Einen Teil der herum liegenden Steine habe ich anfangs Richtung Eingang geworfen, wollte eine Steinskulptur daraus machen, es wurden aber immer mehr und mehr, so dass ich den ganzen Kram dann wieder nach hinten schleppte und um die Ecke brachte...! Alles geht auch nicht.

 

Alles lockere Gestein landete also auf dem Weg des zweiten Höhlenteiles, wo der Boden bereits steinig bedeckt war. Er ist nur sehr schwer zu begehen und so soll das auch bleiben, eher noch schwieriger werden, denn dort hinten wird der Ausgangspunkt, das Herzinnere sein. Dort darf nicht gestört werden.

 

Ich bin dann doch einige Male gestört worden, war aber schön! Winfried & Jaqueline haben vorbeigeschaut, einige Besucher, einige Künstler, zum Schluss noch Roland. Trotzdem habe ich fast nur geschuftet, mein leckeres Lachs-Sonnenkornbrot vergessen. Und auch den Kaffee. Der war in der Thermoskanne kalt geworden.

 

Ja, dann habe ich noch den Boden mit dem Rechen bearbeitet, die Höhle gekehrt. Jetzt ist sie fein und es könnte losgehen. Wunderschöne Farbspiele habe ich freigelegt. Zinnoberrot, Ockergelb, fast Orange, bisschen Grün, schöne Graurot-Töne. Meine Arbeitsproben haben alle funktioniert. Keine Materialprobleme. Und um die Haltbarkeit muss ich mir auch keine Sorgen machen, denn die Malereien werden nicht von Dauer sein. Ich habe in der Höhle Wasser entdeckt, tropfsteinartig, feucht. Alles, was ich wegputzte, wird also wieder kommen, Mutter Erde - die Urmutter wird sich die Höhle zurückerobern, die Spuren verwischen und wieder in ihre schweigende Stille versinken.

 

 

 

 


Freitag, 24. April 2009 / 11.30 bis 17.30 Uhr

 

Sechsmal war Wicze Braun am Donnerstag in der Höhle und keine Künstlerin drin! Die war auf Pigmenten - Jagd. Aber heute geht’s weiter. Mich hat’s total erwischt. Ich bin begeistert! Eloba > Höhlenmensch! Habe die ersten Zeichnungen angelegt. Mit einfacher Schulkreide, perfektes Zeichenmaterial für den Felsen. Die rechte Wand ist in fünf Vorsprünge gegliedert, wie gemacht für das künstlerische Anliegen a la Eloba. Der kontinentale Urmütterreigen ist platziert.

 

Wer’s noch nicht weiß, es geht um Höhlenmalerei mit dem Motto: „Große Mutter - du bist ich, ich bin du“. Die Große Mutter, die Urmutter oder auch Mutter Erde, ist einer der wichtigsten Archetypen der Glaubens- und Schöpfungsgeschichten in aller Welt beheimatet, die ich in der SinnesWald-Höhle verankert habe. Im Kreislauf von Leben und Tod, von Werden und Vergehen.

 

Auf dem ersten Wandvorsprung lebt jetzt „Pachamama“, die im Innern der Erde Wohnende, Kraft allen Lebens und göttliches Wesen der Fruchtbarkeit. Aus der Quechua – Sprache übersetzt bedeutet Pacha  „Erde“ oder  „Welt“. Auch heute noch wird „Pachamama“ in der Andenregion als Schöpfergöttin, als die alles durchziehende Energiequelle des Lebens verehrt. Eine  der Urmütter aus Amerika!

 

Mit "Pachamama“ ist ein harmonisches Farbspiel Ton in Ton mit dem Gestein entstanden. Eisenoxidrot, Eisenoxidgelb, Englischrot, Goldocker, Spinellocker, Eisenoxidbraun und –schwarz, mit diesen Farben ist die Erdmutter in den Felsen eingebunden. Angerieben habe ich die Pigmente wie zu Höhlenzeiten mit etwas Kalk und Dammarharz von malaiisch-indischen Laubbäumen und meinen eigenen kleinen Bindemittelchen.

 

Ja, aber vorher und zwischendurch die „Besucherströme“. Die Höhle hat so ihre Anziehungskräfte. Da waren die Fahrradfahrer, die mich fragten, ob ich die Höhle bemale. „Nein, ich wohne hier.“  Ein herzliches Lachen nahmen sie mit auf ihre Tour. Auch Winfried  war wieder einige Zeit vor Ort und arbeitete an seinem Skulpturenobjekt. Er wechselte die beschwerenden Steine gegen eine Eisenplatte aus. Außerdem gab’s Premiere, in der Feuerschale wurden die Flammen entzündet. Und wie bestellt  kam die sympathische Fotografin, Britta Berg,  vom Leverkusener Anzeiger vorbei und schoss viele, viele Fotos. Aber: schon wieder Gille und Eloba! Die sind doch immer in der Presse! Und nun? Machen wir weniger oder wandern wir aus....!?

 

Nee, wir bleiben hier und machen morgen weiter. Haben wir Wicze versprochen, die auch mit Gästen vorbeischaute....

 

 


Samstag, 25. April 2009 / 10.40 bis 17.00 Uhr

 

Heute, oh Wunder, bin ich eine Stunde früher vor Ort, aber wieder nicht die Erste. Vor „meiner“ Höhle tummeln sich die Massen, denn der Mond soll verrückt werden, die Großbild-Darstellung von Rainer Grassmuck am Felsen über der Höhle. Nach links, damit Stefan Klinkigt seine Raketen-Skulptur anbringen kann. Wicze & Wolfgang finden sich ein und Kai, der Kletterer beginnt von allen bestaunt, mit dem Werk. Winfried legt letzte Hand an die Feuer-Skulptur, und unten, mitten im kleinen Teich, platziert eine Bildhauerin, in eine riesige Anglerhose gekleidet, ihre zarte feine Elfe zwischen den Seerosenblättern. Selbst Erhard, der mich jedes Mal zur Arbeit bringt und auch wieder abholt, bleibt heute etwas länger, um ein paar Fotos zu schießen.

 

Mich zieht die Höhle magisch an, ich will jetzt wieder loslegen. Die Farben sind angerieben und haben die Nacht in der Höhle gut überstanden, auch wenn sie von einigen späten Besuchern als „Gulaschtöpfchen“ identifiziert wurden...!

 

Auf dem ersten Vorsprung lebt seit gestern Urmutter „Pachamama“, auf dem zweiten entsteht „Kali Ma“, die asiatische, hinduistische Variante. Sie gilt als eine der ältesten Personifikationen der Großen Mutter, die dreifache Urgöttin, hat mehrere Arme, trägt eine Kette aus Menschenschädeln und einen Rock aus Menschenarmen. Trotz einiger schrecklicher Attribute wurde sie als Beschützerin der Menschen und göttliche Mutter verehrt. Es heißt, das Trinken des Blutes der „Kali Ma“ verleihe Unsterblichkeit. Aus dem sehr alten Ritual ihr zur Ehren entstammt der von den Katholiken für das Abendmahl entnommene Satz „Dies ist mein Blut“.

 

„Wo Felsen sind, da sind auch Bilder“, sagt man in Australien, wo ich auch eine Urmutter recherchieren konnte: „Kunapipi“, die große Regenbogenschlange, Landverteilerin, die Ewig-Schwangere. Sie gilt als die Urmutter, die seit Anbeginn der Schöpfung existiert. Noch heute wird sie von einigen Gruppen der Ureinwohner als Allschaffende Schöpferin gehuldigt und im modernen Sprachgebrauch „Dreamtime“ genannt. Die Felsenbilder sind die haltbare Vorlage für die spätere Reproduktion auf Papier oder Baumrinde der Aborigines-Künstler. Sollte ich mir vielleicht auch mal überlegen.....

 

Auf dem vierten Vorsprung entsteht Oduduwa, Mutter von sechzehn Hauptgöttern, die sechzehn Himmelsrichtungen und sechzehn Farben zugeordnet sind. Sie ist der weibliche Teil des Weltelternpaares, die Urmutter, und formt mit ihrem Körper die Erde. Ich kenne sie, die Große Mutter der Yoruba auf dem afrikanischen Kontinent, habe sie bereits in meinem Götterbilder – Zyklus verewigt. Sie ist schön!

 

Und als letzte im Urmütter-Reigen auf dem fünften Vorsprung entsteht Gaia, die vielbrüstige Mutter Erde, die aus ihrem Leib alles Leben gebärt und alles Leben nährt. Griechisch „Erde“ war Gaia das erste Wesen, das dem Urchaos entsprang. Gaia ist heute ein Synonym für die Interpretation der Erde als lebender Organismus, Begrifflichkeit für das Ökosystem Erde.

 

Durch Gaia konnte ich den Höhlenmalern hinterher spüren, die Vorsprünge, Furchen und Felsformationen für ihre Darstellungen nutzten, um eine plastischere Wirkung zu erzielen. Für den Kopf hatte ich eine vorstehende platte Fläche, für die Vielbrüstigkeit kleine Felsvorsprünge, darunter eine zerklüftete Wand, die habe ich nicht angerührt, man kann sie mit Phantasie als Rock sehen. Und ein Stein war da im Boden, wie gemacht für den rechten Fuß. Für den linken habe ich einen Stein dazu gelegt. Und ganz unten links von der Gaia gab’s noch ein Plätzchen für das Siegel der Heva/Erde und der Isis/Mond.

 

Die gesamte rechte Höhlenseite ist besetzt mit Urmüttern, die symbolisch für die 5 Kontinente, Amerika, Asien, Australien, Afrika und Europa, stehen. Mein Appell an die Menschlichkeit, an den Frieden.

 


Dienstag, 28. April 2009

 

Nix war’s mit dem Höhlenleben: Sonntag Theatervorstellung „meiner Urmutter“, Montag Vorbesprechung eines möglichen Auftrages, Dienstag Unterricht geben und und und ... das andere Leben fordert seinen Tribut.  Trotzdem, es gibt noch neue Höhlen – News! Der vergangene Höhlensamstag lief so super, ich habe so vieles kreiert, aber noch nicht alles erzählt.

 

Wie Mutter Natur/Erde immer wieder zeigte und zeigt, ist ihr Grundprinzip weiblich. Die zentrale Rolle des Weiblichen, der Frau, zur Erneuerung des Lebens ist  unübersehbar. Die Höhle war als natürliche Öffnung in der Erde ein sehr heiliger Ort, für viele Völker kam sie einer Gebärmutter gleich, dem dunklen Raum, aus dem das Leben stammt.

 

Die pralle nackte Urmutter wird zum Kernstück der Höhle, denn  sie war schon dort, ich habe sie erkannt in der Zerklüftung der Felswand! Ein ähnliches Bild wie das der „Venus von Willendorf“. Ich musste nur noch den Farben und Formen des Felsens nachgehen.  Aus dem platten Vorsprung entwickelte sich der niedergebeugte Kopf, darunter die prallen, gelebten Brüste der Natur, die Furchen wurden zu dunklen Hautfalten, die die breiten Hüften und Wülste der allnährenden Mutter Erde kraftvoll inszenieren.  Der fruchtbare Mutterschoß, aus dem alles Leben hervorging, in der Erneuerung wiederum hervorgehen wird. Die weibliche Wesensgestalt. Mittelpunkt der Erde.

 

Von der mächtigen Urmutter ausgehend an der rechten Höhlenwand wird weiter gesponnen! Aus einem hageren Felsgesicht entsteht die alte Spinnenmutter, ich habe nur zwei, drei Farbnuancen gesetzt. Und natürlich, das muss noch hin, das Spinnennetz mit einer dicken roten Spinne. 

 

 


Mittwoch, 29. April 2009 / 12.00 bis 17.00 Uhr

 

Heute habe ich die „Welt und Kokolores“ mit in die Höhle genommen und es zu spüren bekommen; es lief gar gut. Ich konnte meine Gedanken nicht ablegen. Die Höhle und ihre Urmütter haben mich abgestoßen, wollten mich nicht.

 

Die Arbeit an der mexikanischen Erdgöttin musste ich abbrechen, der Fels nahm sie nicht auf. Die Stahlbürste kam zum Einsatz; Erhard half mir, die Spuren von der Wand zu entfernen. Auf ein Neues!

 

Gelungen ist die Vogelzeichnung neben dem Spinnennetz auf der linken Wand nach dem Vorbild eines der Bodenbilder in der peruanischen Nazca – Wüste. „Wegweiser für die Reisenden aus dem All“! Für Götter und Göttinnen?  Morgen greife ich den Gedanken Erich von Dänikens auf und bereite über diese Zeichnung den Weg zur Vogelmuttergöttin der Keten in Sibirien. „Tomam“ war die Herrin der Zugvögel. Im Frühling schüttelte sie Flaumfedern aus ihren weiten Ärmeln, die sie in Gänse, Enten und Schwäne verwandelte und den Keten sandte. Im Herbst verlieh sie den zurückkehrenden Vögeln wiederum die Form von Flaumfedern, die sie in ihren Ärmeln sammelte. Kreislauf von Leben und Tod, Geburt und Wiedergeburt.

 

Gleich zu Beginn habe ich im Eingangsbereich auf der linken Wand Ort und Geschehen dokumentiert: „The dark side of the moon“ von Rainer Grassmuck, die Rakete des Heiligen Krieges von Stefan Klinkigt und die Feuer-Skulptur von Winfried Gille sowie Wicze Braun & Wolfgang Brudes, mich und ein paar Besucher als „Höhlenstrichmännchen“. Tja, das war freundlich, humorvoll gemeint, aber vielleicht wollten die Urmütter diesen Part nicht in ihrer Höhle haben?!

 

Morgen ziehe ich einen Trennungsstrich und bringe den Damen ein paar Blümchen mit...

 

 


Freitag, 01. Mai 2009 / 12.00 bis 17.00 Uhr

 

Ich habe das „Blumenopfer“ gebracht; alles lief gut! „Coatlicue“, die mexikanische Erdgöttin, die mit dem Schlangenrock, ist in die Höhle eingezogen! Und neben ihr das abstrakte Siegel der Rhea (Sonne). Auch die Verbindung zwischen der Nazca - Zeichnung und der sibirischen Vogelmuttergöttin ist gelungen. Ein unbestimmtes Höhlen - Männeken habe ich zum Lichtmacher (man kennt ihn...) umgearbeitet! Die Farben der Zeit- und Ortsbestimmung habe ich reduziert, an die anderen Arbeiten angepasst, und wie versprochen den Trennungsstrich gezogen. Und das alles ohne Licht, denn die Lampe gab nach 30 Minuten ihren Geist auf. Aufhören oder wie die Höhlenmaler arbeiten? Der Versuch war es wert, die Augen akklimatisierten sich schnell. Der kleine Tageslichteinfall hat gereicht, ja die Phantasie gestärkt. Ganz erstaunlich!

 

Der Regen der letzen Tage arbeitete sich langsam durch den Berg, sickerte hindurch und hinterließ nasse Spuren. Der Gang ist matschig und die „Willendorfer Hauptmutter“ hat bereits grüne Erde angesetzt. Ich musste wieder einmal kräftigst schrubben. Zum Glück nur über ihrem Haupte. Wer weiß, wie lange diese Arbeiten überleben werden, wer’s sehen will, darf sich sicher nicht so viel Zeit lassen.

 

Und auch die „Hausnummer“ ist bereits entstanden: „Urmutter/Frieden/Eloba“ kann man in Runenschrift am Eingang lesen. So, was gäbe es noch zu tun? Die Würdigung an die Feuchtigkeit der Höhle? Na klar, ultramarine Pigmente habe ich immer in der Tasche. Mal sehen!

 

 


Donnerstag, 07. Mai 2009 / 11.00 bis 17.30 Uhr

 

Bitterkalt und regnerisch waren die vergangenen Tage; ich hatte auf das Höhlenleben verzichtet. Doch heute schien gleich morgens die Sonne, von 12 ging es auf 22 Grad, da wird man wieder gerne zum Höhlenmaler. Mein vorletzter Arbeitstag beginnt mit der Feststellung: Die Blümchen der Höhlenvenus wurden geklaut (wenn das mal gut geht - für den, der sie geklaut hat...). Und Jürgen Valdor hat mir Tierköpfe und Geweihe hingelegt, mercie für den Gedanken! Ob und wie ich die verwende, man wird sehen.

 

Los geht’s! Zuerst muss ich die Spinne reparieren, da lief die Farbe runter. Und der felsigen Spinnenmutter habe ich ein zweites Auge verpasst, damit transformiert sie zur Traumdeuterin - zur sonnigen hoffentlich, denn direkt daneben entstand eben schnell das Symbol der Sonnengöttin. Vielleicht hilft es ja und stoppt die Feuchtigkeit!  Tja und dann räumte ich mal wieder Steine weg und weg und weg. Ich möchte, dass der dunkle Gang tief ins Innere ein klein wenig begehbarer wird. Nicht viel, denn die schweigende Stille soll nicht gestört werden, es sei denn, von den Empfindsamen, den Respektvollen, die Überlieferung, Mythologie, Vergangenheit und Zukunft und diese Höhlenmalerei nachempfinden können.

 

Und jetzt endlich werde ich mich trauen, dort hinten auf der Wand im aller hintersten Winkel, im Dunkel der Höhle eine letzte Urmutter zu verewigen. Die Höhle ist in diesen Bereichen richtig nass...., Plietsch, und schon wieder bekommt man einen Tropfen ab!!!  Die warmen, sanften Felsenfarben sind jetzt out, es kommt die Eloba- Farbe zum Einsatz, Ultramarinblau, die Farbe des Wassers, die über das Meer kam – Ultra Mare. Auch die Göttin kam übers Meer. Es ist „Yemanja“, die Mutter- und Geburtsgöttin der Yoruba in Nigeria. Sie repräsentiert das Wasser und die feuchte Erde. Sie ist die Mutter der Gewässer und Fische. Und wen wundert’s, Tochter von „Oduduwa“ (im Eingansbereich). Ihre Geschichte ist dramatisch! Sie wurde von ihrem Sohn vergewaltigt, stürzte auf der Flucht vor ihm, brach entzwei und gebar 15 Gottheiten. In den modernen Religionswissenschaften wird sie verglichen mit der christlichen Mutter Gottes.  Wasser ist der Quell des Lebens, „Yemanja“,  und natürlich musste sie hier in der Feuchte ihren Platz finden!

 

Heute überschlagen sich die Ideen. Vor „Yemanja“ soll ein kleiner Wasserplatz entstehen. Mit Muscheln und Farnen. Ein natürlich, heiliger Ort. Rechts davon das Herz aller Dinge und unter ihr die Personifizierung der Höhle, die Gebärmutter. Eine chinesische Kalligraphie für Wasser, ein blaues Gesicht und viele Wasserzeichen, das einfachste, verständlichste Zeichen der Welt, blaue Wellenlinien, leuchten hie und da aus dem Dunkel rechts und links des Ganges (...klingt wie Fluss). Nja, und diese Tierköpfe auf dem Boden, zuerst fand ich sie gut, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Einer ist schon draußen gelandet, wie zufällig unter einem Baum.

 

Viel Besuch hat sich heute in der Höhle getummelt, auch die Presse, Rheinische Post und Leverkusener Anzeiger. Die hatten ihren Spaß mit meiner Verkleidung, Jacke über Jacke, Kittel und Steppweste, Stirnlampe, Taschenlampe und die Benzinlampe in der Hand. Die Höhlen-Ellen! 

 

Schnell muss ich noch den Farn im Eingang zurückschneiden, die Außenwand der Höhle reinigen, denn ich möchte heute unbedingt noch den „Candelabro“ anbringen.... - habe ich gemacht, erzähl’ ich morgen!


Freitag, 08. Mai 2009 / 9.00 bis 13.00 Uhr

 

Heute sind wir früh dran. Hier im Sinneswald herrscht noch die absolute Ruhe. Man spürt das Erwachen der Natur. Schön! Doch die Arbeit ruft. Habe noch viel zu tun. Heute morgen muss die Höhle fertig werden, denn die morgige Düsseldorfer Aktion mit Elobas Europarolle ist auch noch vorzubereiten. Erhard installiert das Licht, ich genehmige mir einen Kaffee und reibe dabei neues Eisenoxidschwarz an. Die anderen Farben von gestern sind noch in Ordnung. In dieser Idylle stellt sich ein Herr Völkel vor. WDR Wuppertal. Die wollen die Höhle filmen. Mit O-Ton. Das ist aber eine Freude! Ortsbegehung. Und ich erzähle ihm in Windeseile alles, was sich in der Höhle tummelt. Dann habe ich einen Augenblick Zeit, mein letztes Stückchen Arbeit vorzubereiten: Die Gebärmutter als Personifizierung der Höhle, die ich noch unter der Yoruba- Göttin  „Yemanja“ anbringen möchte. Bin schnell in der Arbeit versunken und schon fast fertig, als Indianerschreie durch die „Höhlenhallen“ donnern. Das war Erhard mit seiner „geheimen“ Ansage: „sie sind alle da“.

 

Jetzt wird’s richtig interessant. Wie funktioniert das Fernseh-Leben? Kameramann, Tonmanager, Interviewer/Moderator diskutieren die Abfolge. Hm, viele Möglichkeiten. Also wat wollen se nun von mir.... ? Es geht aber dann alles richtig gut. Mit meiner „Gulaschplatte“, wie geheime Besucher sie tauften, Farbentöpfchen auf einem Tablett, auf dass wir noch eine Kerze zur stimmungsvollen Erleuchtung klebten, krabbele ich an der Höhlenwand entlang zur hintersten Ecke. Dort knubbeln wir uns jetzt zu viert vor „Yemanja“, der einzigen blauen Urmutter in der Höhle. Nicht farblich repräsentativ für die Höhle, aber na ja, Wasser ist der Quell des Lebens. Der Neuerung. Zeigt sich auch hier eindeutig!

 

Ich habe alles gemacht, was der Kameramann wollte und beinahe hätte ich die Figur „versaut“, denn eigentlich war sie ja schon fertig. Aber ich sollte immer noch mal für die Kamera „tupfeln“. Dann der O-Ton, Herr Völkel stellt seine Fragen, nickt wunderbar beruhigend, bejahend, auffordernd, und ich mache dann immer so meinen „Schlussnicker“, wenn ich ausfabuliert habe. Klappte gut, sie wollten noch mehr, die Sicht auf die Urmütter der fünf Kontinente auf den Vorsprüngen der rechten Felswand. Wieder durfte ich „tupfeln“, zu weiß war ich auch, tut mir leid, war nicht geschminkt. Ein Lichtproblem. Die mit der Felswand harmonierenden Farben, das eigentlich Besondere an dieser Höhlenmalerei, bereitet selbst den Profis Schwierigkeiten. Schlussbild: Blick auf die Höhle mit Malerin und dem ganzen Malkrempel, auch dem Kaffee.

 

Alles hat funktioniert, Malen ist out, wir haben mich zur „Tupflerin“ gekürt. Die TV-Crew war begeistert, wie ich hörte. Ein schönes Erlebnis, bin gespannt, was davon gesendet wird. Morgen, Samstag, 09. Mai 2009, vom WDR Wuppertal, Lokalzeit Bergisches Land (oder nachts nach 1.00 Uhr, da werden alle Lokalsender wiederholt).

 

So. Dann reparierte ich wackelig auf einem Stuhl stehend, wir hatten die Leiter nicht mehr mit, Erhard hielt den Stuhl fest,   den „Candelabro“, denn der Regen hatte schon einen Teil verwischt. Den „Candelabro“ kenne ich aus Peru. Alle, die vom Meer Peru erreichen, sehen ihn als Erstes - auf der Felswand der Halbinsel Paracas. Vielleicht ein Willkommensgruß, wie auch die unglaublichen Nazca - Zeichnungen, an die Götter, die aus dem All kamen. Eine Verbindung in die Moderne hier zu  „The dark side of the moon“.

Andere Arbeit, Jürgens Geweihe mussten bis auf ein kleines die Höhle wieder verlassen. Irgendwie haben sie nicht gepasst. Aber wer sich ein bisschen auf dem Platz vor der Höhle umschaut, wird sie entdecken. Sie sind als eine Art „Zeitzeugen“ zwischen den Farnen eingebuddelt.

Irgendwie suche ich immer noch nach einem kleinen Stückchen „zu tun“. Ich kann mich nicht trennen. Die Arbeit war schön hier im Sinneswald!